ERP Kosten

ERP-Kosten für mittelständische Dienstleister: Preismodelle und versteckte Kosten

Die Entscheidung für ein neues ERP-System ist eine der wichtigsten Investitionen, die ein Unternehmen tätigen kann. Doch während die Vorteile moderner ERP-Lösungen auf der Hand liegen, herrscht bei den tatsächlichen Kosten oft Unsicherheit. Was kostet ein ERP-System für mittlere Unternehmen wirklich? Und noch wichtiger: Wann amortisiert sich die Investition? In diesem Artikel beleuchten wir alle relevanten Kostenfaktoren. Zudem zeigen wir Ihnen, wie Sie den Return on Investment (ROI) berechnen und geben Ihnen konkrete Anhaltspunkte für Ihre Investitionsentscheidung.

ERP-Kosten verstehen: Die Gesamtkostenbetrachtung (TCO)

Was gehört zu den ERP-Kosten?

Bei der Auswahl eines ERP-Systems und der Bewertung von ERP-Kosten reicht es nicht aus, nur auf den Lizenzpreis zu schauen. Entscheidend ist die Betrachtung der Total Cost of Ownership (TCO) – also aller Kosten, die über den gesamten Lebenszyklus des Systems anfallen. Experten empfehlen, mindestens einen Zeitraum von fünf Jahren zu betrachten, um ein realistisches Bild der Gesamtinvestition zu erhalten.

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Die TCO umfasst sowohl einmalige als auch laufende Kosten. Hinzu kommen versteckte Kosten, die bei der ersten Kalkulation oft übersehen werden, aber erheblichen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit haben können.

Einmalige Kosten bei der ERP-Einführung

Die Anfangsinvestition in eine ERP-Software setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen:

  • Lizenzkosten bilden bei klassischen On-Premise-Lösungen oft den größten Posten. Cloud-ERP-Systeme arbeiten hingegen mit Abonnementmodellen, die die Anfangsinvestition deutlich reduzieren.
  • Implementierungs- und Beratungskosten sind unvermeidbar und sollten nicht unterschätzt werden. Die Anpassung des Systems an Ihre Geschäftsprozesse, die Konfiguration von Schnittstellen und die fachliche Beratung durch Experten können je nach Komplexität zwischen 20 und 100 Prozent der Lizenzkosten ausmachen.
  • Schulungs- und Change-Management-Kosten sind entscheidend für den Projekterfolg. Mitarbeiter müssen nicht nur technisch geschult, sondern auch bei der Umstellung begleitet werden. Hier sollten Sie mit 5-15 Prozent der Gesamtinvestition rechnen.
  • Datenmigration aus Altsystemen erfordert sorgfältige Planung und kann je nach Datenqualität und -menge erhebliche Ressourcen binden.
  • Bei On-Premise-Lösungen kommen zusätzlich Hardware-Investitionen für Server, Speicher und Netzwerkinfrastruktur hinzu – ein Kostenfaktor, der bei Cloud-ERP komplett entfällt.

Laufende ERP-Kosten

Nach der ERP-Implementierung entstehen kontinuierliche Kosten, die oft über die Jahre die Anfangsinvestition übersteigen:

  • Wartungs- und Supportkosten liegen bei On-Premise-Systemen typischerweise bei 15-25 Prozent der Lizenzkosten pro Jahr. Bei Cloud-ERP sind diese meist im Abonnement enthalten.
  • Update- und Upgrade-Kosten können bei traditionellen Systemen erheblich sein, insbesondere wenn größere Versionssprünge anstehen. Cloud-Lösungen bieten hier einen klaren Vorteil: Updates erfolgen automatisch und sind im Preis inbegriffen.
  • Hosting und Infrastruktur verursachen bei On-Premise-Lösungen laufende Kosten für Strom, Kühlung, Backup und Sicherheit. Cloud-ERP-Anbieter übernehmen diese Verantwortung komplett.
  • Personalkosten für Administration werden häufig unterschätzt. Ein eigenes IT-Team für die Systembetreuung kann schnell sechsstellige Jahreskosten verursachen.

Versteckte Kosten, die oft übersehen werden

Neben Lizenz- und Implementierungskosten lauern auch versteckte Ausgaben. Besonders die Anpassung an individuelle Geschäftsprozesse und Datenmigrationen aus Altsystemen können das Budget belasten. Auch nach dem Go-Live entstehen oft unerwartete Kosten durch zusätzliche Module, externe Berater für Optimierungen oder die Integration mit anderen Systemen. Viele Unternehmen unterschätzen zudem den internen Zeitaufwand ihrer eigenen Mitarbeiter während der Einführungsphase, was zu Produktivitätsverlusten führt. Eine realistische Gesamtkostenbetrachtung (Total Cost of Ownership) über mehrere Jahre ist daher unerlässlich, um böse Überraschungen zu vermeiden und den tatsächlichen ROI (Return on Invest) des ERP-Systems bewerten zu können.

Cloud-ERP vs. On-Premise: Der Kostenvergleich

Kostenstruktur Cloud-ERP (SaaS)

Cloud-ERP-Lösungen wie Scopevisio arbeiten mit transparenten Abonnementmodellen. Sie zahlen eine monatliche oder jährliche Gebühr pro Nutzer, die alle wesentlichen Leistungen umfasst: Software, Hosting, Wartung, Updates und Support. Die Anfangsinvestition ist minimal, und Sie profitieren von maximaler Flexibilität – Lizenzen können bei Bedarf tagegenau hinzugebucht oder reduziert werden.

Der größte Vorteil: Die Kosten sind planbar und skalieren mit Ihrem Unternehmen. Es gibt keine bösen Überraschungen durch teure Upgrades oder Hardware-Ausfälle.

Kostenstruktur On-Premise-ERP

On-Premise-Systeme erfordern hohe Anfangsinvestitionen für Lizenzen und Hardware. Hinzu kommen langfristige Wartungsverträge, die oft über Jahre binden. Die IT-Infrastruktur muss selbst betrieben werden, was qualifiziertes Personal und kontinuierliche Investitionen erfordert.

TCO-Vergleich über 5 Jahre

Studien zeigen, dass Cloud-ERP über einen Zeitraum von fünf Jahren in der Regel 30-50 Prozent günstiger ist als vergleichbare On-Premise-Lösungen. Der Break-Even-Point liegt meist zwischen 18 und 36 Monaten, abhängig von der Unternehmensgröße und den spezifischen Anforderungen.

Preisbeispiele ERP-Kosten 2025

Laut dem Betratungsunternehmen Trovarit schwanken sämtliche Kostenpositionen bei ERP-Projekten in hohem Maße. Dies sei zum großen Teil mit sehr unterschiedlichen Anforderungen und Randbedingungen bei einzelnen Projekten zu erklären.


Unter Vorbehalt nennt Trovarit deshalb auf Basis der Studie „ERP in der Praxis“ Kosten von ca. 2.400 EURO je ERP-Arbeitsplatz für On-Premines-Lösungen exklusive Dienstleisung und Hardware-Investitionen.


Cloud-ERP-Software ist schlägt mit ca. 80-150 Euro pro Monat und Nutzer zu Buche (Preisbeispiele: Microsoft Dynamics 365 Business Central Essential ab 75,00 Euro; Scopevisio ab 67,20 Euro (Organistion, Finanzen, DMS), exklusive Dienstleistung.

ERP-ROI berechnen: So messen Sie den Erfolg Ihrer Investition

Was ist der ROI und warum ist er wichtig?

Der Return on Investment (ROI) ist die zentrale Kennzahl, um die Wirtschaftlichkeit einer ERP-Investition zu bewerten. Er zeigt, wann sich die Investition amortisiert und welchen finanziellen Mehrwert das System langfristig generiert. Für IT-Entscheider ist eine fundierte ROI-Berechnung unverzichtbar, um die Investition gegenüber der Geschäftsführung zu rechtfertigen und die richtige Systemauswahl zu treffen.

Die ROI-Formel für ERP-Systeme

Die Grundformel für den ROI lautet:

ROI (%) = [(Nutzen – Kosten) / Kosten] × 100

Ein ROI von 100 Prozent bedeutet, dass Sie Ihre Investition verdoppelt haben. Bei ERP-Projekten sollten Sie einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren betrachten, da sich der Nutzen erst im Laufe der Zeit vollständig materialisiert.

Kosten für die ROI-Berechnung ermitteln

Erfassen Sie alle relevanten Kostenpositionen systematisch: einmalige Implementierungskosten, laufende Betriebskosten und versteckte Kosten. Unterscheiden Sie zwischen direkten Kosten (Lizenzen, Hardware, Beratung) und indirekten Kosten (interne Personalressourcen, Produktivitätsverluste). Eine detaillierte Checkliste hilft, keine Position zu übersehen.

Nutzen quantifizieren: Die Herausforderung

Die größte Herausforderung bei der ROI-Berechnung ist die Quantifizierung des Nutzens. Während einige Faktoren wie Zeitersparnis oder Kosteneinsparungen relativ einfach zu messen sind, lassen sich strategische Vorteile wie bessere Entscheidungsgrundlagen oder erhöhte Agilität schwerer in Zahlen fassen. Konzentrieren Sie sich auf messbare Nutzenaspekte und arbeiten Sie mit realistischen, konservativen Schätzungen.

Konkrete Nutzenaspekte eines ERP-Systems

Die Grafik benennt acht Vorteil, die sich durch ERP Einführung ergeben.

Effizienzgewinne und Zeitersparnis

Moderne ERP-Systeme automatisieren repetitive Aufgaben und eliminieren Medienbrüche. Die automatisierte Rechnungsverarbeitung spart beispielsweise bis zu 70 Prozent der Zeit im Vergleich zur manuellen Bearbeitung. Durchlaufzeiten in der Auftragsabwicklung reduzieren sich durch integrierte Prozesse um durchschnittlich 30-40 Prozent. Die Eliminierung von Doppelerfassungen allein kann mehrere Stunden pro Mitarbeiter und Woche einsparen.

Kosteneinsparungen

Ein integriertes ERP-System optimiert Lagerbestände und reduziert gebundenes Kapital um 15-25 Prozent. Fehlerkosten durch manuelle Dateneingabe sinken drastisch. Bei Cloud-ERP entfallen zudem Kosten für IT-Wartung, Hardware-Erneuerung und Energieverbrauch. Über fünf Jahre summieren sich diese Einsparungen auf fünfstellige Beträge.

Umsatzsteigerungen

Durch eine 360-Grad-Sicht auf Kundendaten verbessert sich die Kundenbetreuung messbar. Schnellere Auftragsabwicklung und verbesserte Liefertreue steigern die Kundenzufriedenheit und reduzieren Abwanderung. Cross-Selling-Potenziale werden durch bessere Datenanalyse systematisch genutzt. Unternehmen berichten von Umsatzsteigerungen zwischen 5 und 15 Prozent nach erfolgreicher ERP-Einführung.

Wettbewerbsvorteile

Echtzeitdaten ermöglichen fundierte Entscheidungen statt Bauchgefühl. Die Skalierbarkeit moderner Cloud-ERP-Systeme unterstützt Wachstum ohne Systemwechsel. Compliance-Anforderungen werden automatisch erfüllt, was Risiken und Prüfungsaufwand reduziert. Diese strategischen Vorteile sichern langfristige Wettbewerbsfähigkeit.

Praxisbeispiel: ROI-Analyse eines mittelständischen Unternehmens

Ausgangssituation

Ein mittelständisches Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen mit 50 Mitarbeitern und 8 Millionen Euro Jahresumsatz arbeitete mit veralteten Insellösungen. Projektmanagement, Zeiterfassung, Rechnungsstellung und Buchhaltung waren nicht integriert, was zu hohem manuellen Aufwand, ineffizienter Ressourcenplanung und häufigen Fehlern in der Abrechnung führte.

Kostenaufstellung

Die Investition in ein Cloud-ERP-System umfasste:

  • Implementierung und Beratung: 38.000 Euro
  • Schulung: 7.000 Euro
  • Datenmigration: 5.000 Euro
  • Laufende Kosten: 28.800 Euro pro Jahr (40 Lizenzen à 60 Euro/Monat)

Gesamtkosten über 5 Jahre: 194.000 Euro

Nutzenberechnung

Die quantifizierten Einsparungen und Verbesserungen:

  • Produktivitätsgewinn der Mitarbeitenden = 80.000 Euro/Jahr
  • Optimierung der Ressourcenauslastung: 40.000 Euro/Jahr
  • Fehlerreduktion bei Rechnungsstellung: 12.000 Euro/Jahr
  • Umsatzsteigerung durch bessere Projektsteuerung und Kapazitätsplanung: 70.000 Euro/Jahr

Jährlicher Gesamtnutzen: 202.000 Euro

Gesamtnutzen über 5 Jahre: 1.010.000 Euro

ROI-Ergebnis und Amortisationszeit

ROI = [(1.010.000 – 194.000) / 194.000] × 100 = 421%

Die Amortisationszeit betrug 11,5 Monate. Bereits im zweiten Jahr überstieg der kumulierte Nutzen die Gesamtinvestition deutlich. Das Unternehmen profitiert besonders von der integrierten Projektzeiterfassung und der automatisierten Abrechnung, die den administrativen Aufwand erheblich reduzieren und die Ressourcenplanung optimieren.

Typische Fehler bei der Kostenplanung vermeiden

Unterschätzung der Gesamtkosten

Viele Unternehmen betrachten nur die Lizenzkosten und vergessen Implementierung, Schulung und laufende Kosten. Interne Ressourcen werden oft nicht eingerechnet, obwohl Mitarbeiter erhebliche Zeit in das Projekt investieren. Planen Sie realistisch und mit Puffer.

Überschätzung des Nutzens

Unrealistische Erwartungen führen zu Enttäuschungen. Nicht jedes ERP-System spart 50 Prozent der Arbeitszeit oder verdoppelt den Umsatz. Arbeiten Sie mit konservativen Schätzungen und berücksichtigen Sie, dass der volle Nutzen erst nach der Eingewöhnungsphase eintritt.

Fehlende Erfolgskontrolle

Ohne Baseline-Messung vor der Einführung können Sie den Erfolg nicht objektiv bewerten. Etablieren Sie ein kontinuierliches Monitoring nach dem Go-Live und passen Sie Ihre Strategie bei Bedarf an. Nur so stellen Sie sicher, dass Sie den geplanten ROI auch tatsächlich erreichen.

Handlungsempfehlungen

  1. Erstellen Sie eine detaillierte TCO-Analyse über mindestens fünf Jahre
  2. Berechnen Sie den erwarteten ROI mit konservativen Annahmen
  3. Vergleichen Sie Cloud- und On-Premise-Optionen systematisch
  4. Definieren Sie messbare Erfolgskriterien vor der Einführung
  5. Planen Sie ausreichend Budget für Implementierung und Schulung ein

Fazit: ERP-Kosten und ROI im Blick behalten

Die Investition in ein ERP-System ist komplex, aber mit der richtigen Herangehensweise gut kalkulierbar. Die Gesamtkostenbetrachtung (TCO) über mindestens fünf Jahre ist entscheidend für eine realistische Bewertung. Cloud-ERP-Lösungen bieten dabei deutliche Kostenvorteile gegenüber traditionellen On-Premise-Systemen.

Die ROI-Berechnung liefert die notwendige Entscheidungsgrundlage und hilft, die Investition zu rechtfertigen. Konzentrieren Sie sich auf messbare Nutzenaspekte wie Zeitersparnis, Kosteneinsparungen und Umsatzsteigerungen. Praxisbeispiele zeigen: Bei richtiger Umsetzung amortisiert sich ein ERP-System oft bereits im ersten Jahr.

Sabine Jung-Elsen


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