Die Arbeitswelt steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Was wir zu erwarten haben und welche Rahmenbedingungen die Politik schaffen muss, stand im Mittelpunkt der Keynote von Christina Kampmann, MdL und digitalpolitische Sprecherin der SPD, auf dem Cloud Unternehmertag 2020.
Fünf Thesen zur digitalen Zukunft der Arbeitswelt
Kampmann startete ihren Vortrag mit fünf Forderungen zur Zukunft der Arbeitswelt.
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- Der „alte“ Gegensatz von Kapital und Arbeit muss überwunden und eine neue Sozialpartnerschaft von Arbeitgebern und Arbeitnehmern begründet werden.
- Der Wandel der öffentlichen Verwaltung hin zu einer effizienten, unbürokratischen und digitalen Verwaltung sollte forciert werden.
- In der Plattformökonomie darf kein „digitales Prekariat“ entstehen. Es muss ein faires Modell digitaler Arbeit und Wertschöpfung entworfen und umgesetzt werden.
- Es braucht ein neues Bildungssystem, in dem es nicht nur um Wissensvermittlung geht, sondern vor allem darum, Fähigkeiten wie Kooperation, Kreativität und Problemlösungskompetenz zu fördern, um Schülerinnen und Schüler auf bewegte Arbeitsbiografien vorzubereiten.
- Digitalpolitik hat bisher zu sehr reagiert als agiert. Trends müssen frühzeitig erkannt werden, damit die richtigen politischen Rahmenbedingungen geschaffen werden. „Notwendig sind langfristige Visionen einer nachhaltigen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung“.
Wie begegnen wir dem digitalen Wandel?
Im Anschluss ging Kampmann darauf ein, was bisher unternommen wurde, um diesen Forderungen gerecht zu werden.
Entscheidend ist für sie das Thema Weiterbildung, denn laut OECD werden sich bis 2030 35 Prozent aller Jobs grundlegend verändern. Die Politik steht hier vor der Herausforderung, soziale Sicherheit zu gewährleisten. Kampmann schlägt ein Recht auf Weiterbildung vor, um Menschen eine Perspektive zu bieten, wenn ihre Arbeit automatisiert wird.
Was aber passiert mit der „Digitalisierungsdividende“, die entsteht, wenn etwa eine KI teilweise Aufgaben übernimmt, die zuvor ein Mensch bearbeitet hat? Eine Idee ist es, dass Beschäftigte die neugewonne Zeit in Ehrenämter investieren, eine andere, die Arbeitszeit zu reduzieren, wie dies etwa in einer Bielefelder Werbeagentur geschehen ist, die den 5-Stunden-Tag eingeführt hat.
Wichtig sei es in jedem Fall, Ängste vor der Digitalisierung zu nehmen. Das kann gelingen, wenn Mitarbeiter in Prozesse einbezogen werden und selbst Vorschläge einbringen können. In nachfolgendem Interview betont Kampmann, dass es wichtig sei, die Vorteile der Digitalisierung herauszustellen, etwa in der Pflege – dann sei der Nutzen so offensichtlich, dass Sorgen gar nicht erst entstünden.
Kampmann plädiert dafür, im Zeitalter der Digitalisierung ganz neue Ansätze zu entwickeln und Arbeit neu zu denken, als Beispiel führt sie ein Netzwerk von Unternehmen in Ostwestfalen an, das „Shared Recruiting“ betreibt. Kampmann verweist auch auf die vielen Impulse, die aus Startups kommen und auf die Ideen des New Work.
Zusammenfassend stellt Kampmann fest: „Wir brauchen einen neuen arbeits- und wirtschaftspolitischen Ansatz, der den Herausforderungen der digitalen Transformation gerecht wird.“ Kampmann sieht diesen im Moment bei keiner Partei. Wichtig sei es, diesen Ansatz „gemeinsam mit den Beschäftigten zu schaffen. Dieses neue Miteinander brauchen wir, um tatsächlich am Ende erfolgreich zu sein“.