Verkauf und Vertrieb gibt es seit Jahrhunderten, Social Media erst seit Kurzem. Immer wieder tauchen Gerüchte auf, es handele sich hier um ein Geheimrezept, mit dem man ohne großen Aufwand eine Flut von Neukunden an Land ziehen kann. Natürlich gibt es einige beeindruckende Erfolgsgeschichten, wie z. B. die der Saftkelterei Walther, die ihr Unternehmen dank aktivem Engagement aus den roten Zahlen führte, doch bei vielen Unternehmen kam nach den ersten Wochen die Ernüchterung: wenige Fans, noch weniger Kommentare und „Gefällt mir“-Bekundungen, kein Interesse an den mühsam aufbereiteten Themen zum Produkt.
Einer Studie zufolge waren Fans von Unternehmensseiten weniger an Informationen und Austausch mit der betreffenden Marke interessiert als an Gewinnspielen und Rabatten. Warum also der Aufwand, mag sich da einer fragen.
Die Antwort: Das Internet ist in den letzen Jahren zu einem der wichtigsten Informationsmedien geworden und kann von seinen Nutzern aktiv mitgestaltet werden. Verschiedene Akteure tragen maßgeblich zur Generierung von Stimmungen und Meinungen bei und beeinflussen den gesamtgesellschaftlichen Diskurs. Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Unternehmen früher oder später im Netz erwähnt wird, ist umso höher, je besser Ihre Sichtbarkeit ist.
Was sind Social Media?
„Social Media? Das ist doch Facebook und so…“, hört man es gelegentlich als Antwort auf die Frage, was es denn mit sozialen Medien auf sich habe. Ganz falsch ist diese Aussage nicht. Facebook nimmt mit seinen rund 800 Millionen Nutzern weltweit tatsächlich einen großen Teil der Aufmerksamkeit auch in klassischen Massenmedien wie Zeitung, Fernsehen oder Radio für sich in Anspruch und steht für den Austausch von Privatpersonen, Gruppen und Unternehmen im Internet. Doch trotz seiner Präsenz macht Facebook nur einen Teil der Social-Media-Welt aus. Offiziell gelten als Social Media alle Technologien und Medien, die den Austausch und die Gestaltung von Inhalten durch den Nutzer unterstützen. Die alte One-to-Many-Kommunikation wird durch eine Many-to-Many-Kommunikation abgelöst.
Facebook gehört in dieser Kategorie zu den sozialen Netzwerken und hat weltweit die meisten Nutzer. Doch neben weiteren Netzwerken wie Linkedin, Xing oder Google Plus, gibt es zahlreiche andere Möglichkeiten für die Nutzer, sozial im Netz zu interagieren. Bei Fotocommunities, wie Flickr, Picasa etc. können sie ihre Fotos speichern und sich mit anderen Fotografen austauschen. Videoplattformen wie Youtube sind aus dem Alltag vieler Internetnutzer nicht mehr wegzudenken.
Diskussionsforen sind meist offen zugänglich und zielen auf eine konkrete Zielgruppe ab. Die Nutzer haben hier die Möglichkeit, sich zum ihrem favorisierten Thema auszutauschen oder die Community um Rat zu fragen. Beliebte Informationsquellen sind neben den klassischen Newsseiten Microbloggingdienste wie z.B. Twitter. Neuigkeiten verbreiten sich hier in Sekundenschnelle mit Hilfe eines simplen Mausklicks und können für ein Unternehmen sowohl Fluch als auch Segen sein, wenn der Erfolg oder Misserfolg eines Produktes binnen weniger Sekunden in aller Munde ist. Blogs und Homepages zu erstellen ist heute auch für Nichtinformatiker möglich (z.B. Blogspot.com). Über Kommentarfunktionen und Gästebücher treten die Betreiber in öffentlichen Austausch mit ihren Lesern.
Weiterhin gibt es zahlreiche andere Möglichkeiten, sich in den Onlinediskurs einzubringen und das Internet aktiv mitzugestalten. Viele der oben aufgezählten sozialen Medien werden Ihnen vermutlich bekannt sein. Vielleicht nutzen Sie das eine oder andere Medium bereits aktiv, ohne sich bewusst zu sein, dass es unter den Begriff Social Media fällt.
Halten wir also fest, dass Social Media weder ein brandneues Phänomen sind, noch eines, das sich einfach überblicken lässt.
Als Unternehmer stehen Sie jetzt vor der Frage: Wie und wo starte ich mit meinen organisierten Social-Media-Aktivitäten?
Die Social-Media-Strategie
Zunächst sollten Sie sich auch an dieser Stelle mit der grundlegenden Frage jeder ihrer Unternehmertätigkeiten auseinandersetzen:
- Was ist das konkrete Ziel meines Engagements? Was wollen Sie mittels Social Media erreichen? Als Unternehmer haben Sie verschiedene Möglichkeiten, Plattformen im Netz für sich zu nutzen.
- Wollen Sie Ihren Verkauf ankurbeln? Ihren Namen bekannter machen? Ihre Kunden unterstützen? Weitere Kanäle für die Öffentlichkeitsarbeit erschließen?
- Neue Mitarbeiter finden?
Sie können Social Media für Ihre unterschiedlichen Abteilungen einsetzen, ihre Vorgehensweise sowie die geeigneten Kanäle sind letztendlich davon abhängig, für was Sie sich entscheiden.
Im Bereich Marketing können ihre Aktivitäten darauf abzielen, bekannter zu werden und ihrem Unternehmen im Internet ein bestimmtes Image zu geben. Wollen Sie als Experte wahrgenommen werden? Als Anbieter von günstigen Produkten? Als nachhaltig und umweltbewusst? Gehen Sie überlegt vor, eine gute Reputation ist schwer aufzubauen, aber leicht zu zerstören.
Im Bereich Sales können Sie Ihren Verkauf mit personalisierten Werbeanzeigen ankurbeln, wie sie z.B. Facebook anbietet. Berücksichtigen Sie dabei die Besonderheiten Ihrer Zielgruppe. Nutzt sie dieses Netzwerk aktiv? Was könnte Sie interessieren?
Für den Bereich Support können Social Media eine große Arbeitserleichterung sein, die gleichzeitig dem Bedürfnis des
Kunden entgegenkommen, seine Lebenszeit nicht in der Warteschleife eines Callcenters zu verschwenden. Die Zahl der Unternehmen, die ihre Kunden auf Facebook oder Twitter berät und ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht, wächst. Auch Foren und Chats können eine Möglichkeit sein, Fragen zügig zu beantworten und so zukünftige Fragen zum gleichen Thema zu vermeiden.
Für Ihre Pressearbeit/PR können Social Media eine große Unterstützung sein. Ob Sie Ihre Kontakte über soziale Netzwerke pflegen, Ihre interne Kommunikation verbessern, sich als Markenbotschafter etablieren oder einfach nur schneller auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren wollen – Sie haben die Möglichkeit, sich im Netz schnell und effizient einzubringen.
Ein Großteil der Jobs wird heute im Internet ausgeschrieben. Berufliche Netzwerke wie Xing oder LinkedIn können ihrer Personalabteilung helfen, geeignete Kandidaten zu finden. Vielleicht sind Sie mit dem Bewerber bereits über eine Ecke verbunden und können Ihren Kontakt zu dem potentiellen Mitarbeiter befragen?
Auch in weiteren Bereichen, wie z.B. dem Produktmanagement können Social Media Anwendung finden. Generell bietet das Netz die Möglichkeit, schnell informiert zu sein, die aktuelle Entwicklung zu kommentieren und zu beeinflussen. Sie haben keine Abteilung, sondern sind ein Ein-Mann-Unternehmen? Auch ohne Personal und mit geringen Mitteln sollten Sie über den Einsatz von Social Media nachdenken. Fragen Sie sich für jeden Bereich, wie viel Zeit und Geld Sie investieren können und was für Ihr Unternehmen aktuell sinnvoll ist. So vermeiden Sie frustrierende Aktionen, die keine Resonanz bringen und sich letztendlich als überflüssig erweisen.
Sie wollen den Einstieg in das Thema Vertrieb finden? Lesen Sie den Artikel 10 Vertriebstipps für Kleinbetriebe.